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Unsere deutschböhmischen
Landsleute in Eichenthal

Bereits einige Seiten vorher, in " Eichenthals Geschichte"
schrieb ich im Kapitel "
böhmische Siedler" kurz über die
 Geschichte der Ansiedlung von Deutschböhmen in Eichenthal. 

Dabei erwähnte ich, dass um 1918, also kurz nach dem
 Ersten Weltkrieg, 85 
sudetendeutsche Böhmen aus Dörfern
 des 
Banater Berglandes, also aus WolfsbergWeidenthal,
Slatina, Lindenfeld und 
Sadowa
, ins damals weniger
als 400 Einwohner zählende banatschwäbische
  Eichenthal kamen und hier eine neue Heimat fanden. 

(Zur Erinnerung: beim Anklicken der unterstrichenen Bezeichnungen 
könnt Ihr Euch die Erklärungen dazu in Wikipedia angucken.
 Und durch einen Klick auf die Rückwärtstaste 
← 

 kommt Ihr wieder zurück auf meine Homepage)

 Desgleichen erwähnte ich bereits, dass die Deutsch-
 böhmen ursprünglich aus dem 
Böhmerwald, aus dem
Bayerischen Wald, aus der Oberpfalz, aus Böhmen,
Mähren, der Slowakei stammen und bereits 1827–1828
 als Waldbauern das 
Banater Bergland südlich von
Reschitz am Fuße des Semenic-Gebirges im Banat
besiedelten. 

Es war das ungewöhnlich harte Leben, die Armut
und der Erste Weltkrieg, was viele deutschböhmischen
Familien zwang, ihre Bergdörfer zu verlassen und in der
 flachen Banater Ebene erneut einen Neuanfang zu wagen. 

So kamen 85 Böhmen nach Eichenthal, um hier sesshaft
zu werden: 61 Personen aus Wolfsberg, 14 aus Slatina,
6 aus Weidenthal, jeweils 2 aus Sadova und Lindenfeld,
mit der großen Hoffnung, es endlich zu einem besseren
 Dasein geschafft zu haben.

Auch meine Großeltern mütterlicherseits, der Peter
Wosnek und meine Oma, die Aloisia Esterl ("Bessl-Lois"),
mit ihren drei ersten Kindern, wurden in Eichenthal,
in der Vorderschgass ansässig. Ihre weiteren drei
 Kinder wurden dann in Eichenthal geboren.

Unter den böhmischen Familien, die in Eichenthal
ihr neues Zuhause fanden, waren auch die Familien
Altmann, Bohmann, Fischer, Liegl, Pfaffl, Sutter,
Wosnek (in der Vorderschgass'),
Adam, Esterl, Schestak (in der Hinnerschgass'),
 Hrach, Köstner, und Peschka (in der Mitterschgass').

Unsere böhmischen Landsleute brachten von
Anfang an, dank ihrer Sprache und ihrer
kulturellen Besonderheiten, viel Neues
in das Leben der Eichenthaler "Schwaben".

Sie waren eine wahre Bereicherung für das
kleine schwäbische Eichenthal, sie waren großartige
Musiker und Handwerker, sie waren sehr fleißig
und immer "mit von der Partie". Sie teilten das
Leben aller im Dorf und führten selbst kein
abgeschottetes Leben, sondern waren immer
 mittendrin unter uns allen.

Man unterstützte sich gegenseitig,
 man feierte und trauerte gemeinsam.

  Mit der Zeit vereinheitlichte sich nicht nur die
Sprache der Eichenthaler, so dass auf der Straße
und im Dorf hauptsächlich nur noch das Eichenthaler
 Schwowisch gesprochen wurde, sondern auch die Kleidung.

Das war die alte Tracht der böhmischen Landsleute,
so wie diese viele Jahre später zum Beispiel auch
noch in Wolfsberg getragen wurde. Hier ein Foto aus
1916 mit einer typisch böhmisch-niederbayerischen
Tracht, die Bohmann Aloisia, geborene Nagler
 (rechts im Bild) trägt:

 
Die älteren Landsleute jedoch, egal ob Schwaben
oder Böhmen, blieben bis zuletzt ihrer alten Tracht
 treu und kleideten sich alltäglich so.

 


Die schwäbische Tracht unterscheidet sich
natürlich von der böhmischen. Das ist auch
ganz selbstverständlich so...

Hier nur ein kleiner, gleich ins Auge fallender
Unterschied, was die Frauenröcke betrifft:
die schwäbischen sind deutlich länger
als die böhmischen.
schwowisch:                                         böhmisch:

 
Meine Wosnek Oma hat jedoch ganz schnell
den längeren schwäbischen Rock dem kürzeren
böhmischen Rock vorgezogen und getragen:

 

  
Hier ein Foto aus späteren Jahren, als die böhmische Tracht
 auch noch bei Familienfeiern mit Stolz getragen wurde:

 

Und hier böhmische Hochzeitsgäste aus Eichenthal
 noch mal ein paar Jahre später, in 1980:

 

  
Die jüngeren böhmischen Eichenthaler Landsleute
kleideten sich nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch
"herrisch" so wie alle Schwaben des Dorfes.
 So wie hier die Familie Köstner:

 

Aber jeder Eichenthaler, ob jung oder alt,
ob Frau oder Mann, ob Schwabe oder Böhme,
trug stolz seine alte wunderschöne Tracht,
sobald es um Trachtenball oder Trachtenaufmarsch
 bei Kerweihfesten ging.

Und hier weitere Fotos. Die beiden Jungs sind
erste Kusins von mir und sind mütterlicherseits
kleine Wosneks. Unsere Oma war die Dorf-
hebamme, Wosnek Aloisia.
 Das Mädel ist aus dem Hause Köstner:

 


Und hier weitere böhmische Landsleute aus Eichenthal,
 in den verschiedensten Phasen des alltäglichen Lebens:

 1940 Traubenlese bei Bohmann Johann:

 


1942 in Steyer Martins Garten:

 


Hier die Familie Bohmann, 1944 bei der Tabakernte
in Eichenthal. Ganz rechts im Bild, das ist Evas Oma
und Mutter der beiden Geschwister Anna (links im Bild)
 und Peter Bohmann (unten im Bild).

 


Und hier gemeinsam und in guter Eintracht: böhmische
 Geschwister und ein schwäbisches Nachbarsmädel (rechts):

 


So wurde Anfang der 70er Jahren der Garten der
Familie Schestak gepflügt. Schöne kräftige und
 gut gepflegte Pferde ziehen den Pflug!

 
Schestak Maria, aus böhmischem Hause,
beim Brotteigkneten und Brotbacken:
(Auch alle Schwaben aus dem Dorf nutzten
die gleiche Methode, denn jeder aß gerne
 frisches Brot aus dem Backofen...)

 


1938 gemeinsam im Eichenthaler Kirchenchor:

 
Fasching und Musizieren in der Hinnerschgass 
(Hinteren Gasse), böhmisch und schwowisch im Einklang:

 

Und wieder unsere Musikanten:
 Böhmen und Schwaben, gemeinsam:

 


Hier einige unserer böhmischen Musikanten
(Köstner Gangl, Schestak Hermann) und paar
böhmische Eichenthaler Kerweihgäste
(Hrach Karl, Wosnek Karl - mein Onkel),
gemeinsam mit Eichenthaler Schwowe und
einigen Kerweihbuben, von denen mir einige
 zurzeit (noch) unbekannt sind.

 
Hier die Eichenthaler Musikanten
 in den 1960er Jahren in Lindenfeld:

 

und auf ihrer Rückkehr aus Lindenfeld:

 
Auch hier alle gemeinsam beim Feiern:

 

Lebensfreude beim gemeinsamen böhmisch-schwäbischen
Theaterspielen. Ganz rechts die "Dame" mit dem
breitkrempigen Hut ist schon hübsch, aber immer noch
ein lustiger Schwabe. Jeder erkennt ihn sofort:
den Pfeiffer Lorenz!
Und die "Schwowin" in der ersten Reihe unten rechts
ist eigentlich eine waschechte Böhmin,
 meine Vroni-Tant!


Wohin führte wohl diese gemeinsame große Reise in 1942 ?

 


Gäste, kleine und große, schwäbische und böhmische,
 von nah und fern:

  
Und das ist typisch für uns Eichenthaler:

 Erstens, wir bildeten immer eine Gemeinschaft aller,
in guten und in weniger guten Zeiten. Und so ist das
bis heute geblieben, wenn sich alle Landsleute
in Bäumenheim treffen: es wird gemeinsam
gefeiert und gemeinsam aller unserer bereits
 verstorbenen Eichenthaler Landsleuten gedacht.

Zweitens, wir sind anderen gegenüber immer tolerant
gewesen und auch geblieben, ungeachtet der Religion
oder Herkunft! Und das wird immer so bleiben, egal
wohin das Leben uns auch verschlagen hat.

Es grüßt Euch alle

Annala,
heute, am 22. Juni 2013

Auch diese Daten (Text und Fotos) stammen aus folgenden Quellen:

1. aus meinem eigenen recherchierten und erstellten Beitrag über Eichenthal
in WIKIPEDIA (http://de.wikipedia.org/wiki/S%C4%83lb%C4%83gelu_Nou )

2. aus den Erinnerungen und Erzählungen meiner Mutter

3. aus dem "Eichenthaler Heimatbuch" von Anton Petri

4. aus dem "Wolfsberger Heimatbuch " von Franz Meyer

5. Die "Geschichte von Wolfsberg" von esterl.es

6. aus dem Heimatbuch "Die Deutschböhmen im Banate" von Pfarrer Josef Schmidt

Fotos, die nicht aus dem eigenen Familienalbum meiner
Mutter stammen, wurden mir von Eichenthaler Landsleuten
zugesandt, mit der Erlaubnis, sie hier veröffentlichen
zu dürfen, wofür ich äußerst dankbar bin. 

Ein ganz besonderer Dank geht dabei an meine ehemalige
Klassenkollegin aus Eichenthal, Eva Bohmann, die, so wie ich,
halb böhmischer und halb schwäbischer Abstammung ist.
Und die mich mit soviel Herzblut bei dieser Eichenthaler
Seite unterstützt. Von ihr stammen ganz viele Fotos und
kritische Anregungen.

Weitere der obigen Fotos erhielt ich freundlicher und
freudiger Weise überwiegend von meinen böhmischen
Landsleuten, der Vroni K., dem Jergl Sch. und Erwin R.
Sollte jedoch jemand ein weiteres Foto auf dieser Seite
entdeckt haben, das ihm gehört, und es hier nicht sehen
will, dann solle er mich bitte hier per "Kontakt" informieren,
damit ich diese entferne. Ich habe sie lediglich zur Information
eingefügt, damit man sich das hier Beschriebene leichter
auch bildlich vorstellen kann. Danke. 

Dafür ein ganz herzliches Vergelt's Gott, Ihr Lieben,

sagt Euch allen
Euer Annala,
 heute, am 22.06.2013


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